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Virta Adaptives Lastmanagement (ALM)

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Virta Adaptives Lastmanagement (ALM) ist eine effektive, cloudbasierte Technologie, die Eigentümern und Betreibern von Ladeinfrastrukturen hilft, den Energieverbrauch am gesamten Standort zu optimieren. Im Hinblick auf steigende Energiekosten und immer komplexere Infrastrukturlasten stellt ALM sicher, dass Ihre Ladestationfür Elektrofahrzeuge (EVSE) reibungslos mit anderen elektrischen Systemen am Standort zusammenarbeitet. Dadurch können Sie:

  • Teure Stromspitzen und Netzüberlastungen vermeiden
  • Die verfügbare Leistung optimal ausnutzen, ohne Grenzwerte zu überschreiten
  • Die Kapitalrendite Ihrer Infrastruktur maximieren
  • Das Risiko von Ausfallzeiten und Strafzahlungen minimieren 

Egal, ob Sie eine Ladestation mit mehreren Ladepunkten betreiben, gewerbliche Anlagen mit unterschiedlich hohem Energiebedarf verwalten oder Ladevorgänge in Energiemärkte integrieren möchten, ALM bietet Ihnen in Echtzeit eine intelligente Kontrolle darüber, wie und wann geladen wird.

Dieser Leitfaden führt Sie durch die wichtigsten Konzepte sowie die praktische Implementierung des Adaptiven Lastmanagements von Virta. Wir werden folgende Themen angehen:

  1. Virta ALM – Überblick
  2. Wie funktioniert Virta ALM?
  3. Zentrale Parameter und Einrichtungsschritte
  4. Anpassung des Ladens anhand der Standortlast
  5. Zusammenspiel mit Ladestationen und Energiezählern
  6. Preconnect und intelligente Warteschlange
  7. Praktische Beispiele und technische Einschränkungen
  8. Datenüberwachung und Exportfunktionen
  9. Benutzerzugriff und Berechtigungen

Los geht‘s:

Virta Adaptives Lastmanagement (ALM)

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Virta ALM passt die Ladeleistung dynamisch an den gesamten Energieverbrauch Ihres Standorts an. Es priorisiert andere elektrische Lasten am Standort wie Beleuchtung, Heizungs- und Klimatechnik oder Betriebsausrüstung gegenüber dem Laden von Elektrofahrzeugen. Wenn diese Nicht-Ladelasten bestimmte Spitzen erreichen, reduziert ALM automatisch die Ladeströme, um sichere Betriebsgrenzen einzuhalten. Sobald diese Lasten zurückgehen, stellt ALM die volle Ladekapazität wieder her.

ALM ist eine cloudbasierte Lösung. Das bedeutet, dass keine direkte physische Verbindung zwischen den Ladepunkten erforderlich ist. Stattdessen verwendet es aktuelle Messdaten von einer Hardwareeinheit vor Ort, dem sogenannten Virta ALM-Kit.

 

Wie funktioniert Virta ALM?

Erstmalige Einrichtung

Die Einrichtung von ALM ähnelt der Konfiguration von DLM-Gruppen (Virta Dynamisches Lastmanagement). ALM erfordert, dass DLM aktiv ist, da beide denselben Parameter „Maximale Stromstärke“ verwenden. ALM wird über die Benutzeroberfläche aktiviert, woraufhin mehrere ALM-spezifische Einstellungen verfügbar werden:

ParameterBeschreibung

 

Sichere Grenze

Wenn die Hardwareeinheit ihre Internetverbindung verliert, empfängt ALM keine Echtzeitdaten mehr vom Standort. In diesem Fall wird die sichere Grenze verwendet, um der Gruppe vorübergehend eine statische Leistungsgrenze zuzuweisen, bis die Verbindung wiederhergestellt ist.
Auf welche Phase die Optimierung basiertDie Optimierung kann entweder auf allen Phasen oder auf einer ausgewählten einzelnen Phase basieren. Wenn alle Phasen ausgewählt sind, orientiert sich die Optimierung an der Phase mit der höchsten Belastung.
Maximale StromstärkeDer maximale Strom, den die Ladepunktgruppe nutzen kann, sofern ausreichend Kapazität vorhanden ist.  
  
Maximalstromstärke des NetzesDie maximale Anschlussleistung des Netzanschlusspunkts, von dem sowohl die Ladepunkte als auch andere Verbraucher Strom beziehen, ist ein zentraler Parameter bei der Berechnung der verfügbaren Ladeleistung.
Die UUID des externen GerätsDie ID der Hardwareeinheit. Sie wird benötigt, um die Verbindung zwischen der Hardwareeinheit und der Ladepunktgruppe herzustellen. Die UUID muss mit der im Virta-Kit installierten ID übereinstimmen.
ZählergerätanbieterAus diesem Dropdown-Menü wählt der Benutzer den Energiezähleranbieter aus. In Virta ALM ist der Anbieter Carlo Gavazzi. Darüber hinaus unterstützt Virta ENEGIC-Energiezähler über eine separate Cloud-to-Cloud-Integration. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Virta-Vertrieb.

  
Sobald diese Felder ausgefüllt und gespeichert sind, wird ALM automatisch aktiviert. Es kann jederzeit über die Benutzeroberfläche ein- oder ausgeschaltet werden.

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Wie funktioniert ALM in der Praxis? 

Das ALM-Kit übermittelt alle paar Sekunden aktuelle Verbrauchsdaten des Standorts an die Cloud. Dadurch kann die verfügbare Ladeleistung kontinuierlich an den aktuellen Verbrauch angepasst werden.

Kompatibilitätsanforderungen

  • Die Ladestation für Elektrofahrzeuge muss den Strom pro Phase melden: Current.Import.L1, L2 und L3
  • MeterValueSampleInterval sollte für eine nahezu echtzeitnahe Steuerung ≤ 60 Sekunden betragen

Wenn die Ladeausrüstung aktualisierte Zählerwerte meldet, berechnet ALM automatisch neu, wie viel Strom sicher für das Laden verwendet werden kann. Diese verfügbare Leistung wird gleichmäßig auf alle Ladepunkte mit aktivem Ladevorgang verteilt (OCPP-Status „Lädt“).

Berechnung der Ladekapazität

Immer wenn neue Zählerwerte empfangen werden:

  • Analysiert ALM die aktuelle Standortlast
  • Subtrahiert es den externen Verbrauch (Nicht-Ladelasten)
  • Verteilt es die verbleibende Leistung auf alle aktiven Ladepunkte

Kontrollverzögerung

Aufgrund von Netzwerklatenz kann es 30–60 Sekunden dauern, bis Änderungen im Stromverbrauch der Ladeausrüstung von ALM umgesetzt werden. 
  

Das Virta ALM Kit: Hardware-Übersicht

Das ALM-Kit ist ein vorkonfiguriertes, Plug-and-Play-Hardwarepaket. Es muss von einem qualifizierten Techniker vor Ort installiert werden. Es besteht aus folgenden Komponenten:

  • Carlo Gavazzi Energiezähler: Misst den Energieverbrauch in Echtzeit
  • Teltonika Cloud Gateway: Kommuniziert per 4G/3G/2G mit dem Virta Hub
  • Stromwandler (CTs): Standortspezifische Stromwandler müssen vom Kunden bereitgestellt werden

Hinweis:  
Die Komponenten dürfen nicht durch Modelle von Drittanbietern ersetzt werden. 
  

ALM-Einschränkungen

Mindeststrom (6A)

Standardmäßig, ohne zusätzliche Funktionen, weist ALM mindestens 6 A pro Ladepunkt zu. Der Grund für die 6A-Grenze ist, dass manche Ladestationsmodelle keine niedrigeren Stromwerte akzeptieren. Für dreiphasige Ladepunkte entspricht dies einer Mindestleistung von (6A*(230V*3)) 4140W pro Ladepunkt, selbst wenn die gesamt verfügbare Leistung der Gruppe niedriger ist.

Dies kann zu einer Diskrepanz führen, bei der beispielsweise 10 Ladepunkte ein Minimum von insgesamt 60A anfordern, obwohl die verfügbare Kapazität der Gruppe niedriger ist.

Ladepunkte, die offline sind

Wenn ein Ladepunkt die Cloud-Verbindung verliert, lädt er mit der zuletzt empfangenen Leistungseinstellung weiter, bis die Verbindung wiederhergestellt ist. ALM kann Offline-Geräte nicht steuern, es sei denn, es wurde vorher ein TxProfile aktiviert.

 

Virta Preconnect (Optionales Add-On) 

Preconnect erweitert ALM durch die Ermöglichung von:

  • Laden unter 6A, falls unterstützt
  • Intelligente Warteschlangen basierend auf Priorität

Wie funktioniert die Priorisierung?

  • Nach dem Windhundprinzip
  • Ladepunkte mit höherer Priorität erhalten zuerst verfügbare Leistung
  • Ladepunkte mit geringerer Priorität werden pausiert, wenn der Mindeststrom nicht zugewiesen werden kann

Beispiel:  
Zwei Ladepunkte sind aktiv, es stehen 11 A zur Verfügung, der Mindeststrom pro Ladepunkt beträgt 8 A:

  • Ladepunkt A erhält 8A
  • Ladepunkt B wird pausiert (kann den Mindeststrom nicht erhalten)

Diese Logik sorgt für eine effiziente Nutzung verfügbarer Leistung und unterstützt gleichzeitig die Erwartungen der Nutzer an den Ladevorgang.

 

Visualisierung und Export von ALM-Daten

Sobald ALM aktiv ist, sehen Sie im Dashboard zwei wichtige Diagramme:

  1. Von den Ladepunkten gemeldete Zählerwerte
  2. Standortweite Messgerätdaten

Datenaggregationsregeln

 

ZeitspanneDatenpunktintervall
> 48 Stunden1 Minute
3–7 Tage5 Minuten
7–14 Tage10 Minuten
14–21 Tage15 Minuten
1 Monat30 Minuten
1–2 Monate45 Minuten
3 Monate60 Minuten

Sie können diese Daten mit der Schaltfläche „Als CSV exportieren“ exportieren. Unabhängig vom gewählten Zeitraum enthält der Export immer minütlich aggregierte Werte.

Hinweis: 
Daten, die älter als 3 Monate sind, werden nicht gespeichert und können nicht exportiert werden.
 

Zugriff und Berechtigungen

Um ALM-Funktionen nutzen zu können:

  • benötigen Hub-Benutzer die Berechtigung energy_load_alm
  • muss die Benutzerrolle „V2G DLM“ sein (zugewiesen durch Virta Support)

Praktisches Beispiel: ALM in Aktion

Nehmen wir an, Ihr Standort hat:

  • Dreiphasige Ladepunkte (3×16A)
  • Netzkapazität: 64A
  • Externe Last (Heizungs- und Klimatechnik, Beleuchtung) mit Spitzenwerten von 32A

Szenarien:

Aktive LadepunkteExterne LastVerfügbar für das LadenZuweisung pro Ladepunkt
30 A64 AJeweils 21 A
416 A48 AJeweils 12 A
432 A32 AJeweils 8 A
832 A32 A4 A (auf 6 A angepasst)

Wenn die Nachfrage die verfügbare Kapazität überschreitet, regelt das ALM automatisch herunter, um die Stabilität der Energieversorgung am Standort sicherzustellen.

Das war‘s! 
 

Mit dem Adaptiven Lastmanagement von Virta haben Sie nun die Werkzeuge, um:

  • Intelligente, dynamische Ladesysteme zu konfigurieren
  • Die Netzstabilität zu wahren, auch wenn Sie die Ladeinfrastruktur erweitern
  • Ladevorgänge basierend auf aktuelle Standortdaten zu optimieren
  • Innovationen wie Preconnect für intelligente Warteschlangen zu implementieren
  • Verbrauchs- und Ladeanalysen effizient zu exportieren und zu analysieren 

Durch den Einsatz von ALM steuern Sie nicht nur Strom. Sie ermöglichen auch intelligentere, stabilere und kundenorientiertere Ladevorgänge für Elektrofahrzeuge. ⚡

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